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A
Die Erde
Erst einmal ein paar |BZahlen:|N Der Planet, auf dem wir leben, ist von innen gezählt der dritte in unserem Sonnensystem, zwischen Venus und Mars. Die mittlere Entfernung von der Sonne beträgt etwa 150 Millionen Kilometer; Pluto ist etwa 40mal soweit entfernt! Nur unsere "nahe" aber nicht zu nahe Distanz zur Sonne hat die Entstehung des Lebens auf unserem Planet ermöglicht: Im Durchschnitt herrscht auf der Erde eine Temperatur von 22°C, auf dem Pluto sind es -230°C, auf der Venus werden Werte über 400°C erreicht.
Der Umfang der Erde liegt etwas über 40000 km, was eine |BGesamtoberfläche|N von über 510 Millionen km² ergibt, davon sind etwa 70% mit Wasser bedeckt. Der größte Ozean ist der Pazifische mit einer Fläche von 166 Mio. km²; damit ist er größer als alles Land der Erde zusammen. Der Atlantik ist etwa halb so groß, der Indische Ozean noch etwas kleiner. Die größte Landmasse ist Eurasien mit 54,8 Mio. km², danach folgen Afrika, Nordamerika, Südamerika, Antarktika und Australien. Zum Vergleich: Die Oberfläche Deutschlands beträgt 0,36 Mio. km², die des größten Planeten Jupiter sage und schreibe 256 Milliarden km²; das ist das 500-fache der Erdoberfläche!
Mit nur einem |BMond|N rangiert die Erde im Vergleich ziemlich weit hinten: Der Ringplanet Saturn hat 17.
Die Erde ist in zahlreiche äußerst unterschiedliche |BKlimazonen|N unterteilt, die Grobunterteilung kennt die Tropen, die Subtropen, die Mittelbreiten und die Polarregionen.
Die immerfeuchten |ITropen|N erstrecken sich nördlich und südlich des Äquators bis in etwa zu den Wendekreisen. Zwischen den Wendekreisen beträgt der Unterschied der Tageslänge im Sommer zu der Tageslänge im Winter weniger als drei Stunden, daher bleibt die Temperatur das ganze Jahr hindurch verhältnismäßig konstant. Am Äquator auf Meereshöhe liegt sie bei etwa 30°C. Die Jahreszeiten unterscheiden sich vor allem durch den erhöhten Niederschlag im Sommer. Tropische Gebiete sind z.B. Brasilien, Zentralafrika und Indonesien.
Die |ISubtropen|N mit ihren Wüstengürteln liegen etwas weiter entfernt vom Äquator, daher beträgt der Unterschied der Tageslänge bereits bis zu sieben Stunden; dementsprechend sind hier auch schon stärkere Temperaturschwankungen durch das Jahr zu beobachten, durchschnittlich herrschen auf Meereshöhe etwa 20°C. Subtropische Gebiete sind z.B. Kalifornien, Florida, die Mittelmeerländer, China, Südafrika und die Südhälfte Australiens.
Die |IMittelbreiten|N umfassen den Großteil Kanadas, Mitteleuropa, weite Teile Russlands, den Südteil Südamerikas und die Südinsel Neuseelands. Sie werden nochmals unterteilt in warmgemäßigte und kühlgemäßigte Zonen. Die Temperaturunterschiede zwischen diesen Gebieten sind groß: In Mitteleuropa schwanken die Temperaturen zwischen 0° und 25° C, in Innerasien zwischen -20° und +30°C. Die Niederschlagsmengen sind ebenfalls sehr unterschiedlich. Die Mittelbreiten werden durch die Polarkreise begrenzt.
Innerhalb der |IPolarregion|N beträgt die Tageslängenschwankung 24 Stunden, d.h. im Winter ist die Sonne überhaupt nicht zu sehen, im Sommer scheint sie den ganzen Tag. Die Temperatur überschreitet kaum den Gefrierpunkt, Schneefall ist sehr selten.
Außer den Tropen werden alle Klimazonen nochmals unterteilt in hoch-kontinentales, kontinentales und maritimes Klima. Dies erklärt auch die großen Unterschiede z.B. in der gemäßigten Zone: Mitteleuropa hat maritimes, Innerasien hoch-kontinentales Klima.
So unterschiedlich wie die Klimazonen sind auch |BFlora und Fauna|N in den verschiedenen Gebieten unseres Planeten. Einzelheiten findest Du in den Beschreibungen der einzelnen Kontinente.
Die Erde wird heute von etwa 5,5 Milliarden Menschen bewohnt. Diese |BBevölkerung|N ist höchst ungleich verteilt: Am dichtesten besiedelt sind das östliche China, Japan, das Flussland des Ganges (Indien, Bangladesch), Java (Indonesien), das Niltal (Ägypten) und einige Gebiete Europas. Die Menschheit wird in mehrere Rassen unterteilt: Die drei mit Abstand am meisten verbreiteten sind die europide Großrasse (Europa, Nordafrika, Vorderasien, Australien, Amerika), die negride (Schwarzafrika) und die mongolide (Asien, Indianer Amerikas). Einzelheiten zur Verbreitung von Rassen, Sprachen und Religionen findest Du bei den Texten über die einzelnen Kontinente und Länder.
Als älteste menschenartige Lebewesen werden heute die Australopithecinen Süd- und Ostafrikas angesehen, die bekannte |BGeschichte|N der Menschheit beginnt jedoch erst mit der Bildung von Hochkulturen in Mittel- und Südamerika, dem Mittelmeerraum (-> Asien, Ägypten, Europa), China und Indien.
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B
Europa
Die Assyrer nannten das Land des Sonnenaufgangs "Aszu", das Land des Sonnenuntergangs "Erep". Die Phönizier übernahmen diese Begriffe als "Asia" und "Europa" in ihre Sprache.
Im Gegensatz zu Kontinenten wie Afrika oder Südamerika wirkt Europa beim Blick auf die Weltkarte eigentlich nicht wie ein eigenständiger Kontinent, sondern eher wie eine große Halbinsel, die an Asien "dranhängt". Aufgrund der zahlreichen kulturellen und historischen Unterschiede erscheint die Betrachtung als zwei getrennte Kontinente jedoch sinnvoll. Die |BAbgrenzung|N sieht wie folgt aus: Ural-Gebirge - Ural-Fluss - Kaspisches Meer - Nord-Kaukasus - Schwarzes Meer - Bosporus - Marmarameer - Dardanellen. Ab dort ist die Abgrenzung zu den beiden Nachbarkontinenten Asien und Afrika recht naheliegend: Sie besteht aus dem Mittelmeer.
Auffällig ist die im Vergleich zu anderen Kontinenten reiche |BGliederung|N in Nebenmeere des Atlantischen Ozeans und in Inseln und Halbinseln, die zusammen ein Drittel von Europas Fläche ausmachen. Man kann praktisch jede denkbare Küstenform finden: Fjord- und Schärenküsten in Skandinavien, das weltweit einmalige Wattenmeer der Nordsee, Schwemmlandküsten an den großen Flussmündungen des Mittelmeers.
Die |BAusdehnung|N von Norden nach Süden liegt bei über 4000 km, von Westen nach Osten beträgt sie mehr als 4300 km. Trotz seiner relativ geringen |BFläche|N von nur 10,4 Mio. km² -- es ist damit der zweitkleinste Kontinent -- findet man in Europa vielfältige |BOberflächenformen|N: Im Süden erstreckt sich ein Gürtel aus Faltgebirgen, zu dem die Pyrenäen, die Alpen (mit Europas höchstem Berg, dem Mont Blanc, 4807m), die Karpaten und die Halbinseln im Mittelmeer gehören, weiter nördlich schließt sich das Mittelgebirgsland an, zu dem auch die Südhälfte Deutschlands zählt. Darauf folgt ein Tieflandstreifen, der sich von Nordfrankreich über Norddeutschland bis an den Ural erstreckt; ganz Osteuropa ist ein großes Tiefland. Skandinavien hingegen wird von einem Gebirge durchzogen, das auf den britischen Inseln seine Forsetzung findet. Eine Sonderstellung nimmt das aus Vulkangestein bestehende und weitgehend vergletscherte Island ein. In Europa finden sich zahlreiche schiffbare Ströme, die für den Verkehr große Bedeutung haben: Der Rhein ist der am meisten befahrene Fluss der Welt.
Europa erstreckt sich zwischen 35° und 71° nördlicher Breite, liegt also fast vollständig in den |Bklimatisch|N begünstigten Mittelbreiten; nur einige Mittelmeerländer gehören zu den Subtropen, mit heißen, trockenen Sommern und niederschlagreichen Wintern. Das Klima West- und Mitteleuropas ist maritim, also mild und feucht, und wird außerdem noch günstig durch den warmen Golfstrom beeinflusst. In Osteuropa findet man kontinentales Klima; je weiter man sich vom Meer entfernt, desto größer werden dort die jahreszeitlichen Gegensätze zwischen warmen, trockenen Sommern und harten, schneereichen Wintern. Der äußerste Norden des Kontinents liegt in der Polarregion.
Die |BPflanzen- und Tierwelt|N entspricht den Klimazonen: Der äußerste Norden ist eine baumlose Tundra mit Polartieren (z.B. Rentier), daran schließt sich ein breiter Gürtel aus landwirtschaftlich genutzter Fläche und Wald ein. Viele Tiere (z.B. Bär, Wolf, Fuchs, Dachs, Marder, Hirsch und Reh) sind aus diesen Regionen weitgehend verdrängt worden. Die Mittelmeerländer haben immergrüne Gehölze und viel Weideland, z.T. subtropische Tierformen (z.B. Schakal). Der Süden Osteuropas war früher Grassteppe, ist heute landwirtschaftlich genutzt.
Europa ist mit einer |BEinwohnerzahl|N von 700 Millionen dicht besiedelt, die Bevölkerung ist allerdings sehr ungleich verteilt: Während die Bevölkerungsdichte in Nord- und Osteuropa fast überall sehr gering ist, leben im Ruhrgebiet, in Mittelengland oder der italienischen Lombardei über 500 Menschen auf einem Quadratkilometer. Die größten Städte sind Moskau (9 Mio. Ew.), Paris (mit Vorstädten 9 Mio. Ew.), London (7 Mio.) und das türkische Istanbul (6,5 Mio.), das teilweise in Europa liegt und teilweise in Kleinasien.
Die |BBevölkerung|N Europas besteht fast ausschließlich aus Angehörigen der europiden Großrasse, es werden etwa 70 indoeuropäische Sprachen gesprochen, mit Abstand am weitesten verbreitet sind Russisch und Deutsch. Fast alle Europäer, die einer Religion angehören, sind Christen: Im Norden findet man vor allem Protestanten, im Osten Orthodoxe und im Süden Katholiken.
Die Entwicklung der |BWirtschaft|N Europas war früher stark begünstigt durch das Vorkommen von Bodenschätzen wie Eisenerz und Kohle. Heute ist es vielfach billiger, die Rohstoffe zu importieren; die Öl- und Gasvorkommen der Nordsee spielen jedoch eine wichtige Rolle. Ebenso wie bei Rohstoffen ist Westeuropa trotz seiner intensiven Landwirtschaft auf die Einfuhr von Nahrungsmitteln angewiesen. Die Haupterzeugnisse der europäischen Landwirtschaft sind Getreide, Kartoffeln, Sonnenblumen, Zucker und Fleisch. Die Mittelmeerländer erzeugen über 50% der Welt-Weinproduktion und über 70% der Oliven. Frankreich und Osteuropa stellen die Hälfte der Welt-Flachsproduktion.
Die Wirtschaft Osteuropas ist stark industriebetont, die des restliches Kontinents wird immer mehr von Dienstleistungen dominiert. Der einzige noch agrarisch geprägte Staat ist Albanien. Die Hauptexportgüter der Europäischen Union sind Maschinen, Automobile, chemische und elektrotechnische Erzeugnisse.
Die europäische |BGeschichte|N beginnt im Mittelmeerraum: In der Antike bildeten die europäischen Mittelmeerländer mit Vorderasien und Nordafrika eine sich immer mehr entwickelnde kulturelle Einheit, von der der eigentliche Kontinent ausgeschlossen blieb.
Die erste europäische Hochkultur hatte ihren Anfang auf der Mittelmeerinsel Kreta, sie wurde später von den |IGriechen|N auf dem Festland weiterentwickelt. Den Griechen gelang es auch, das Vordringen der Perser nach Europa aufzuhalten und sich so die Möglichkeit einer eigenen kulturellen Entwicklung zu bewahren. Noch heute ist diese hellenistische Kultur die Grundlage der europäischen Kultur und des europäischen Denkens.
Mit dem Sieg über das nordafrikanische Karthago (202 v.Chr.) stieg das |IRömische Reich|N (-> Italien) zur größten Macht auf und eroberte rasch alle Mittelmeerländer, sowie Gallien (Frankreich), Teile Germaniens und Britanniens. Bis ins fünfte nachchristliche Jahrhundert bestand das Reich, und das Christentum verbreitete sich in seinen Grenzen. Während der Völkerwanderung drangen germanische Völker von Norden in das Römerreich ein und teilten es in verschiedene kleine Reiche auf, deren bedeutendstes das Frankenreich war. 451 n.Chr. wurde der Vorstoß der asiatischen Hunnen nach Europa abgewehrt; wieder einmal wurde eine mögliche Fremdherrschaft verhindert.
Nun begann in Europa das |IMittelalter|N, während sich in Vorderasien und Nordafrika der Islam ausbreitete. Die Trennung in Abendland und Morgenland beendete die kulturelle Einheit des Mittelmeerraumes: Europa begann, eine eigene, stark von der katholischen Kirche geprägte Identität zu entwickeln. Diese war bestimmt vom Gegensatz zwischen dem Papst in Rom einerseits und dem Kaiser des Frankenreiches andererseits. Erst während des Hochmittelalters begannen sich nationale Unterschiede und Identitäten herauszubilden: Während Deutschland und Italien in immer kleinere Gebilde zerfielen, entwickelten sich im Westen Großstaaten wie England und Frankreich.
Das Mittelalter endete um 1500, als seine feudalen Lehnsstrukturen abgelöst wurden durch Ansätze zu monarchisch dominierten Fürstenstaaten. In diese Zeit fallen auch die Entdeckung Amerikas und die |IReformation|N der Kirche durch Luther und andere Erneuerer. Während die Reformation zur Spaltung der Kirche und zu Glaubenskriegen führte, begann mit der Entdeckung Amerikas die Seeherschaft der europäischen Großmächte, die zu einer weitgehenden Europäisierung und damit auch zur Christianisierung der Welt führte. Westeuropa orientierte sich immer mehr nach Übersee, während Russland mit der Eroberung Nordasiens begann.
Immer stärker wurde die Macht der Könige und Fürsten, so dass man schließlich vom "Absoluten Monarchien" sprach. Nachdem die nordamerikanischen Kolonien sich von England unabhängig erklärt hatten, errichteten sie eine Republik, die zum Vorbild für alle europäischen Demokraten wurde. 1789-99 wurde mit der |IFranzösischen Revolution|N der erste Versuch gemacht, eine Demokratie auf dem europäischen Kontinent zu errichten. Der Versuch scheiterte an der Brutalität der Machthabenden und am Widerstand des restlichen Europas. Auf die Republik folgte in Frankreich das Kaiserreich, und Napoleon überzog ganz Europa mit Krieg. Nachdem er 1815 endgültig geschlagen war, bemühten sich Europas Monarchen auf dem Wiener Kongress, die alten Strukturen wiederherzustellen, was ihnen jedoch nicht gelang: Viele Staaten wurden zwar in den alten Grenzen wiederhergestellt, doch in den Köpfen saß nun die Idee von einer parlamentarischen Demokratie, einer Verfassung und der Gleichheit aller.
Das |I19. Jahrhundert|N war dominiert von der raschen Industrialisierung Europas. Ausgehend von den Kohlerevieren Mittelenglands verbreitete sich in ganz Mittel- und Westeuropa die maschinelle Fertigung, hunderttausende Landbewohner wanderten in die rasant wachsenden Städte ab. Die Industralisierung führte auch zur Einigung der bis dahin stark zersplitterten Staaten Deutschland und Italien.
Das |I20. Jahrhundert|N wird überschattet von zwei Weltkriegen. Nach dem I. Weltkrieg (1914-18) zerfiel der Auslöser und Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Deutschland und Russland verloren Gebiete, zahlreiche Republiken entstanden, darunter die neuen Staaten Polen, Tschechoslowakei und Jugoslawien. In Russland wurde 1917 unter Führung Lenins die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ausgerufen (-> Russland), der erste Versuch, die Idee vom Kommunismus und der Herrschaft der Arbeiter und Bauern in die Tat umzusetzen.
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise etablierten sich in vielen europäischen Ländern faschistische Diktaturen, 1933 auch in Deutschland. Hitlers Terror-Regime entfachte 1939 den II. Weltkrieg, den opferreichsten in der Geschichte der Menschheit. Fast 25 Millionen Soldaten fanden den Tod, 6 Millionen Juden wurden von den Nazis ermordet, und 24 Millionen Zivilisten starben an Bombardements, Hunger und anderen Kriegseinwirkungen.
Der Krieg endete mit der Niederlage Deutschlands und seiner Teilung in zwei Staaten. Die ehemaligen Weltmächte Frankreich und Großbritannien verloren stark an Bedeutung, während die Sowjetunion und die U.S.A. die Weltpolitik durch ihren Gegensatz beherrschten. Im amerikanisch dominierten Westeuropa setzten sich nun Bestrebungen nach einer Einigung durch (-> Europäische Union), und die Kolonialmächte entließen fast alle ihre Besitzungen in die Unabhängigkeit.
Osteuropa bestand aus der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten, die jedoch Ende der achtziger Jahre begannen, den Sozialismus abzulehnen, so dass Deutschland 1990 wiedervereinigt werden konnte, 1991 zerfiel die Sowjetunion in ihre Teilrepubliken, und auf dem Balkan begann ein neuer Krieg zwischen den einzelnen Teilgebieten des ehemaligen Jugoslawien.
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C
Afrika
Seinen Namen erhielt "Africa" von den Römern, die es nach dem Berberstamm der Afri benannten, denn von diesem Kontinent war ihnen nur deren Siedlungsgebiet bekannt.
Afrika liegt zwischen dem Atlantischen und dem Indischen Ozean. Die |BAbgrenzung|N Afrikas ist sehr naheliegend: Von Europa wird der Kontinent durch die Straße von Gibraltar und das Mittelmeer getrennt, von Asien durch den Suezkanal und das Rote Meer. Die ägyptische Sinai-Halbinsel befindet sich also bereits in Asien.
Die |BAusdehnung|N von Norden (Kap Blanc) nach Süden (Kap Agulhas) beträgt 7900 km, die von Westen (Kap Verde) nach Osten (Ras Hafun) 7400 km. Mit einer |BFläche|N von 30,3 Mio. km² ist Afrika nach Asien der zweitgrößte Kontinent. Afrika ist auffällig wenig gegliedert: Die Küste misst nur 30500 km. Zum Vergleich: Allein die fjordreiche Küste Norwegens ist 20000 km lang!
|BLandschaftlich|N gesehen ist Afrika vorwiegend Hochland und fällt fast allseitig in Terrassen zum Meer ab. Der Atlas im Norden ist die einzige langgestreckte Gebirskette. Der Osten Afrikas wird geprägt durch den tiefen Graben, der ihn durchzieht. Er beginnt in Mosambik, verläuft über den Malawisee nach Norden, teilt sich, vereinigt sich wieder am Turkanasee und durchzieht dann Äthiopien und das Rote Meer. Die Grabenbildung führte zu vulkanischer Aktivität, der Afrikas höchster Berg, der das ganze Jahr über schneebedeckte Kilimanjaro (5895m), seine Entstehung verdankt. Mit dem Nil beherbergt Afrika den längsten Fluss der Welt; ansonsten besteht der Norden Afrikas außer dem Atlasgebirge aus der Sahara und ihren Nebenwüsten.
Aufgrund seiner Lage beidseits des Äquators ist das |BKlima|N Afrikas größtenteils tropisch, also zu allen Jahreszeiten heiß und niederschlagreich. Vom Äquator ausgehend folgen nach Norden und Süden mehrere Vegetationszonen aufeinander: der tropische Regenwald, die Feuchtsavanne, die Trockensavanne, die Wüstenzone und schließlich der Bereich der Hartlaubgewächse im Mittelmeergebiet bzw. im Raum um Kapstadt. Einige Tierarten kommen nur in Afrika vor, u.a. Gorilla, Schimpanse, Giraffe, Zebra und Flusspferd.
Die |BBevölkerung|N Afrikas (670 Mio. |BEinwohner|N) besteht zu über 80% aus Angehörigen der negriden Großrasse, im Norden finden sich Europide, im Nordosten Mischformen. Im Großteil Afrikas (Schwarzafrika) werden Niger-Kongo-Sprachen gebraucht, im Norden Arabisch, in Südafrika Englisch und Afrikaans, vor allem in Äthiopien und Somalia auch hamito-semitische Sprachen. In vielen Ländern sind die Sprachen der ehemaligen Kolonisatoren Amtssprache. In der Nordhälfte Afrikas ist der Islam verbreitet, im Süden Stammesreligionen, daneben das Christentum. Die größte Stadt dieses Erdteils ist die ägyptische Metropole Kairo mit 6 Mio. Einwohnern. Afrika ist der Kontinent mit der schlechtesten Ernährungssituation und der geringsten Lebenserwartung.
Industrie und Dienstleistung sind nur in der Republik Südafrika und einigen arabischen, ölexportierenden Ländern des Nordens entwickelt, die |BWirtschaft|N des restliches Kontinents basiert auf Landwirtschaft und dem Abbau von Bodenschätzen: In Westafrika
ist die halbe Welt-Kakaoproduktion konzentriert, stark vertreten sind ferner Ölpalmen, Sisal und Datteln. Die wichtigsten Bodenschätze sind Diamanten (weltgrößter Produzent: Zaire, 28% der Weltproduktion), Gold (Südafrika [RSA] stellt die halbe Weltproduktion), Platin (RSA: 40%), Chrom (RSA: 29%), Mangan (RSA: 20%), Kobalt (Zaire: 53%), weitere Metallveredler, Kupfer, Zinn, Bauxit (Aluminiumoxid, Guinea: 16%) und Uran (RSA: 27%).
|IDer nun folgende geschichtliche Überblick ist eindeutig aus der Sicht eines Europäers geschrieben. Über die Kulturen Schwarzafrikas vor der Kolonialisierung enthält er wenig, da es hierzu kaum Informationen gibt:|N
Afrika gilt als "Wiege der Menschheit"; hier sollen sich vor zwei Millionen Jahren die sogenannten Australopithecinen, Vorläufer des Homo erectus, entwickelt haben, und nirgendwo sonst gibt es derartig alte Funde von menschlichen Werkzeugen. Die uns bekannte |BGeschichte|N Afrikas beginnt im Nordosten mit dem uralten Reich der ägyptischen Pharaonen, das auch nach dem Verlust seiner Selbständigkeit wirtschaftlich und politisch stets von großer Bedeutung war. Im westlichen Nordafrika entfaltete sich die phoenizische Stadt Karthago zu einer großen See- und Handelsmacht, bis sie 202 v.Chr. den Römern unterlag. Das römische Kaiserreich umfasste alle Küstenländer Nordafrikas. Mit dem Einbruch in Ägypten begann 642 n.Chr. die Eroberung des größten Teils von Nord- und Ostafrika durch die islamischen Araber, deren Kalifenreich sich zeitweise vom Atlantik bis nach Mesopotamien (Irak) erstreckte.
Seit dem 15. Jh. gründeten die Portugiesen Handelsniederlassungen an den Küsten Afrikas, es folgten Holländer, Engländer, Franzosen und Dänen. Diese Nationen betrieben den Handel mit schwarzen Sklaven nach den amerikanischen Plantagen. Die Erforschung des
Inneren durch Europäer setzte erst 1788 mit der Gründung der afrikanischen Gesellschaft in London ein: Bis 1830 wurde der Lauf des Niger erforscht, seit 1840 der Oberlauf des Nil und das Gebiet der großen Seen. Das südliche Afrika erforschte u.a. der Engländer Livingstone. Um 1885 war die Geographie Afrikas den Europäern weitgehend bekannt.
In diese Zeit fällt auch die vollständige Aufteilung des Kontinents zwischen den europäischen Mächten, lediglich Abessinien (Äthiopien) und Liberia blieben unabhängig. Fast ganz Nordwestafrika und weite Teile Westafrikas waren französisch, der Norden Algeriens wurde sogar Teil des Mutterlandes und von zahlreichen Franzosen besiedelt. Ägypten, der Sudan, Nigeria, Kenia, Sambia, Südafrika und einige weitere Gebiete waren britisch; Togo, Kamerun, Tansania und Namibia deutsch; Angola und Mosambik portugiesisch; Zaire belgisch; Libyen italienisch; Westsahara spanisch. Bei der Grenzziehung der Kolonien wurden kulturelle und politische Gegebenheiten überhaupt nicht berücksichtigt: Stämme und Nationen wurden durch die neuen Grenzen getrennt, während verfeindete Völker und Clans sich plötzlich vereint sahen.
Nach dem I. Weltkrieg verlor das Deutsche Reich seinen Kolonialbesitz an andere Mächte, so dass die britischen Besitzungen nun ohne Unterbrechung von Kairo bis Kapstadt reichten, bis sich Ägypten 1922 die Unabhängigkeit erkämpfte. 1936 annektierte Italien Abessinien, Ost- und Nordafrika waren im II. Weltkrieg Kriegsschauplatz.
Nach 1945 leiteten Großbritannien und Frankreich in Afrika politische Reformen ein. Gleichzeitig entstanden in der Bevölkerung unterschiedlich starke Nationalbewegungen. Die im allgemeinen friedliche Begegnung beider Kräfte führte zur Entkolonialisierung Afrikas; vor allem in den Jahren 1956-60 wurden zahlreiche Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen. Nicht überall verlief dieser Prozess friedlich: Algerien erkämpfte sich seine Souveränität in einem blutigen Krieg.
Die willkürliche Grenzziehung zeigte nun äußerst negative Folgen: Die Machtpositionen in zahlreichen Ländern wurden von Vertretern einer einzigen ethnischen Gruppe besetzt, meistens von der Gruppe, die um die Hauptstadt herum ansässig ist und daher während der Kolonialzeit die beste Bildung erhalten hat. Andere Volksgruppen wehren sich dagegen, es kommt zu Abspaltungstendenzen, die häufig in Bürgerkrieg münden. Gegenwärtig herrscht in etwa 15 Staaten Afrikas Krieg, auch wenn man in Europa in letzter Zeit eigentlich nur Schreckensnachrichten aus Somalia und Ruanda hört.
Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken und die Staaten in ihrer gegenwärtigen Form zu stärken, wurde 1963 die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) gegründet, der heute fast alle Staaten des Kontinents angehören.
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D
Asien
Die Assyrer nannten das Land des Sonnenaufgangs "Aszu", das Land des Sonnenuntergangs "Erep". Die Phönizier übernahmen diese Begriffe als "Asia" und "Europa" in ihre Sprache.
Die |BGrenze|N zwischen Asien und Europa wird gewöhnlich so festgelegt: Ural-Gebirge - Ural-Fluss - Kaspisches Meer - Nord-Kaukasus - Schwarzes Meer - Bosporus - Marmarameer - Dardanellen - Mittelmeer. Von Afrika wird Asien durch den Suez-Kanal getrennt, von Amerika durch die Bering-Straße. Indonesien gehört bis auf die Insel Neuguinea noch zu Asien.
Der Riese unter den Kontinenten umfasst mit 44 Mio. km² fast ein Drittel der gesamten |BLandfläche|N der Erde. Von der Nordspitze (Kap Tscheljuskin, 74° N) bis zur Südspitze (Singapur, 1° N) misst man 8500 km, von Westen (Kap Baba, Türkei) nach Osten (Kap Deschnew, Sibirien) über 11000 km, das ergibt elf Zeitzonen! Asien ist nach Europa der am stärksten gegliederte Kontinent: Inseln und Halbinseln machen ein Viertel der Gesamtfläche aus.
Die |BGroßlandschaften|N Europas setzen sich in Asien fort: Westsibirien besteht aus einem breiten Tiefland, das vom Bergland Mittelsibiriens abgelöst wird. Daran schließt sich das Gebirgsland von Ostsibirien an. Die Kettengebirge Europas setzten sich über die Ägäis nach Asien fort: Sie durchlaufen die Türkei, den Iran, Afghanistan und gipfeln im Himalaya, dem höchsten Gebirge der Welt (Mt. Everest, 8848 m).
Wo die Gebirgsketten auseinandertreten, schließen sie z.T. abflusslose Hochländer ein, deren größtes das tibetische ist. Insgesamt ist Asien mit einer mittleren Höhe von 925 m der höchste Kontinent der Erde. Südlich der Kettengebirge bilden Arabien, Vorder- und Hinter-Indien große Halbinselblöcke.
Vom Pazifik wird Asien durch einige girlandenförmige Inselbögen begrenzt, die von den tiefsten Meeresgräben der Erde begleitet werden. Im Marianengraben wurde mit 11022 m die tiefste Stelle der Erdoberfläche gemessen. An diesem Rand des Kontinents ist die Erde noch nicht zur Ruhe gekommen, wie sich an häufigen Vulkanausbrüchen zeigt.
Asien beherbergt nicht nur die einzigen Achttausender der Erde, sondern auch viele der längsten Flüsse, u.a. Ob, Jenissej und Lena, die ins Nordpolarmeer fließen. Zentralasien ist ein abflussloses Gebiet, d.h. die dortigen Flüsse münden nicht in die Ozeane, sondern in salzhaltige Binnengewässer wie den Aralsee oder das Kaspische Meer, das größer als Deutschland ist. Außerdem findet man in Asien den tiefsten und wasserreichsten See, nämlich den sibirischen Baikalsee.
So groß wie der Kontinent sind auch die |Bklimatischen|N Unterschiede: Im nördlichsten Teil Asiens herrscht polares Klima, in Innerasien hoch-kontinentales Klima, d.h. die Sommer sind heiß, die Winter hart. In Sibirien liegt auch der "Kältepol" der Erde, an dem es im Winter bis zu -60°C kalt wird. China, Vorder- und Hinterindien liegen im Bereich der Monsun-Winde, die im Sommer zu den weltweit stärksten Niederschlägen führen. Indonesien hat Tropenklima, Arabien subtropisches Wüstenklima.
Die |BFlora und Fauna|N Asiens ist die artenreichste der Erde: An der Eismeerküste des Kontinents entlang erstreckt sich eine bis zum 1000 km breite polare Steppe (Tundra), in der nur wenige polare Tiere leben. Südwärts schließt sich der von Sümpfen und Gebirgstundra durchsetzte Gürtel des sibirischen Nadelwaldes (Taiga) an, wo es neben Pelztieren viele Tierarten gibt, die auch in Europa heimisch sind. Vorder- und Innerasien bis zur Mandschurei sind von Steppen und Wüsten / Halbwüsten durchzogen; entsprechend gibt es Tiere wie Antilopen und Wildkamele. In Tibet und dem Himalaya leben Hochlandtiere wie z.B. Yaks (und Yetis ;-). Japan und Korea sind bewaldet, in Süd- und Ostasien wechselt sich Wald mit Steppenland und agrarisch genutzten Flächen ab, in Südostasien wächst ein tropischer Regenwald. In den zuletzt genannten Teilen Asiens findet sich eine eigene Tierwelt mit Primaten, Nashörnern, Elefanten, Tigern und zahlreichen Schlangen-, Insekten- und Vogelarten.
Asien hat nicht nur die größte Fläche, den höchsten Berg, den größten und den tiefsten See, sowie den kältesten Ort der Erde zu bieten, sondern auch die meisten Menschen, nämlich über drei Milliarden! Das ist mehr als die halbe |BBevölkerung|N der Erde.
Die Tiefländer Indiens, Bangladesch, Ostchina, Japan und Java zählen zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde, während Nord- und Innerasien fast menschenleer sind. Die größten Megastädte sind die Doppelstadt Tokyo-Yokohama (über 20 Mio. Ew.), Schanghai (13 Mio.), Peking und Calcutta (je 11 Mio. Ew.).
Die |BBevölkerung|N Asiens gehört vor allem der europiden und der mongoliden Großrasse an, in Südindien leben Indomelanide. Unzählige Sprachen werden gesprochen, neben Russisch und Arabisch vor allem indoarische (z.B. Hindi), sinotibetische (z.B. Chinesisch) und uralaltaiische Sprachen. Allein in Indien existieren fast 40 Sprachen und über 700 Dialekte.
Asien ist die Wiege der heutigen großen Religionen. Am verbreitesten ist der Buddhismus, er herrscht in der Mongolei, in Hinterindien, Japan und China, wo er allerdings staatlich unterdrückt wird; Indien ist vom Hinduismus geprägt. Vorderasien und andere Teile sind islamisch. Christliche Völker sind Armenier, Georgier, Russen und Filipinos.
Die |BWirtschaft|N Asiens ist weitgehend im Nahen Osten und im pazifischen Raum konzentriert: Japan ist nach den U.S.A. die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Erde; Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur sind ebenfalls wichtige exportorientierte Industrieländer, in Malaysia zeichnet sich ein Aufschwung ab. Vorderasien verdankt seine wirtschaftliche Entwicklung vor allem dem Ölreichtum, nur Saudi-Arabien, die V.A.E. und das öllose Israel haben nennenswerte Industrien. Der asiatische Teil der ehemaligen Sowjetunion und die VR China sind wegen ihrer jahrzehntelangen sozialistischen Wirtschaftspolitik weniger weit entwickelt. Indien und die oben nicht erwähnten Staaten Südostasien sind Entwicklungsländer.
Die intensivste landwirtschaftliche Nutzung findet in den Monsungebieten Süd- und Ostasiens statt, den traditionellen Reisanbaugebieten. Ferner werden Weizen, Hirse, Zuckerrohr, Tee, Erdnüsse, Kokos- und Ölpalmen sowie Tabak angebaut. Wichtige Bodenschätze sind neben Öl Wolfram, Nickel und Zinn. Die Industriezweige und Exportgüter sind sehr unterschiedlich. (Siehe dazu die jeweiligen Länderbeschreibungen.)
Die |BGeschichte|N Asiens wird lange Zeit bestimmt durch den Gegensatz zwischen den Hochkulturen der Stromländer Mesopotamien (Irak), Indien und China einerseits und den immer wieder aus Innerasien über sie hereinbrechenden Nomadenvölkern andererseits. |IEine gemeinsame Betrachtung der Geschichte Asiens ist jedoch ziemlich unmöglich, daher folgt erst einmal ein Überblick über die Geschichte Vorderasiens:|N
Seit dem 7. Jahrtsd. v.Chr. bildeten sich im Gebiet des Vorderen Orients bäuerliche Kulturen mit Getreideanbau und Haustierhaltung, und die ersten Städte der Menschheit wurden gegründet, z.B. Jericho. Im 5. Jahrtsd. v.Chr. trat bemalte Keramik und die Bearbeitung von Bronze auf. Seit etwa 3600 v.Chr. war in der Kultur von Obeid die Töpferscheibe bekannt, kurz darauf begegnet uns die früheste Darstellung eines Wagens. Die geographischen Gegebenheiten der beiden großen Flussoasen in Mesopotamien (Irak) und Ägypten stellten die Menschen vor Aufgaben, die nur gemeinsam zu lösen waren, z.B. die Bewässerung großer Flächen. Dies führte zur Bildung von politischen Zusammenschlüssen mit einer starken Zentralgewalt: Um 3000 v.Chr. entstanden die zwei Zentren früher Hochkulturen, Ägypten und Sumer (Mesopotamien), in denen sich ein Gottkönigtum herausbildete. In Mesopotamien schuf Sargon I. von Akkad um 2300 v.Chr. das erste Weltreich der Geschichte, indem er die Sumerer, Elamer, Assyrer und Teile von Kleinasien (heutige Türkei) unterwarf und ein Imperium vom Persischen Golf bis zum Mittelmeer errichtete. Dieses Reich ging 2150 v.Chr. durch den Einfall der Gutäer zugrunde.
Um 1200 v.Chr. vollzogen sich in Vorderasien tiefgreifende Veränderungen: Die alten Völker der Bronzezeit wurden durch neue Staaten unterworfen, deren militärische Stärke auf dem Besitz von Eisen, Pferden und Kriegswagen beruhte. Der wechselnden Herrschaft der Assyrer, Babylonier, Hethiter und Ägypter setzte die Eroberung durch die Perser am Ende des 6. Jhs. v.Chr. ein Ende. Alexander der Große eroberte um 330 v.Chr. von Griechenland aus Kleinasien, Ägypten, Syrien, Mesopotamien und den Iran bis zum Indus.
Nach Alexanders Tod zerfiel das Riesenreich schnell in einzelne Teile; das Seleukidenreich umfasste den Großteil Vorderasiens. Um die Zeitenwende gehörten Kleinasien und die Mittelmeerländer zum Römischen Reich, Mesopotamien und Persien bildeten das Parther-Reich. Was sich bis ins 7. Jh. n.Chr. auf der Arabischen Halbinsel ereignete, ist kaum bekannt, doch danach wird sie zum Zentrum des sich rasch ausbreitenden Islam: 622 siedete sich Mohammed in Mekka an, bei seinem Tod 632 hatte er bereits weite Teile Arabiens erobert. Die Nachfolger des Propheten nannten sich "Kalifen". Bis zum Tod Alis war Medina die Hauptstadt des Kalifats, danach Damaskus und Badgad. Das Kalifat der Omajjaden (661-749) erstreckte sich von Marokko und Spanien bis nach Persien. Doch das Kalifenreich zerfiel in den folgenden Jahrhunderten und fiel 1258 den einfallenden Mongolen zum Opfer. 1301 wurde in Kleinasien das Osmanische Reich gegründet, das sich 1453 Konstantinopel (Istanbul) einverleibte. Damit ging das Byzantinische Reich unter, das sich aus dem Oströmischen Reich entwickelt hatte. Die Osmanen dehnten ihre Herrschaft bis ins 18. Jh. über die Küsten Arabiens, über Ägypten, Mesopotamien und ganz Südosteuropa aus, belagerten zweimal Wien. Doch auch im Osmanischen Reich setzte der Niedergang ein, so dass England 1882 Ägypten okkupieren konnte und später Teile der Arabischen Halbinsel in Besitz nahm. Im I. Weltkrieg stand das Osmanische Reich auf der Verliererseite, so dass es danach endgültig zerbrach: Unter dem Namen Türkei blieb das eigentliche Kernland als Nationalstaat erhalten, während sich die Sieger die anderen Gebiete teilten: Syrien und Libanon gingen an Frankreich, Saudi-Arabien wurde unabhängig, die restlichen Gebiete (Irak, Palästina, ...) erhielt England. Offiziell handelte es sich dabei nicht um Kolonien, sondern um sogenannte "Mandate". Die europäischen "Schutzmächte" hätten die Gebiete theoretisch nicht ausnutzen dürfen, sondern auf ihre Unabhängigkeit vorbereiten sollen. Als nach dem II. Weltkrieg mit der Erdölförderung begonnen wurde, verwandelten sich bis dahin arme Wüstenregionen in reiche Gebiete, so dass England einige seiner Besitzungen bis in die Siebziger Jahre behielt. Die neueste Geschichte Vorderasiens wird dominiert von den Spannungen zwischen dem 1948 gegründeten Staates Israel zu seinen arabischen Nachbarn, die sich in einigen für Israel siegreichen Kriegen entladen haben.
Der Iran (Persien) nimmt eine Sonderstellung ein: Nach der Kalifenherrschaft etablierten sich das Reich der Seldschuken, das sich bis nach Kasachstan erstreckte. 1502 nahm ein Scheich den Titel des Schah an und erhob den schiitische Islam zur Staatsreligion, im 18. Jahrhundert wurde das Land einige Jahre lang von Afghanistan beherrscht, 1906 erhielt es Verfassung und Parlament, 1979 wurde die Islamische Republik ausgerufen.
|IEs folgt ein kurzer Überblick über die Geschichte des restlichen Kontinents:|N
Die alte chinesische Kultur, die sich im 2. Jahrtsd. v.Chr. entfaltete, bestimmte ganz Ostasien. Damals, während der Shang-Dynastie entwickelten sich eine ausgeprägte Bronzekunst und die Anfänge der Schrift. Es folgte um 1000 v.Chr. die Herrschaft der Zhou; diese Zeit nennt man auch die goldene Ära. Damals bildeten sich die "Hundert Schulen" der Philosophie, unter ihnen die des Konfuzius. Aus Machtkämpfen zwischen den Fürsten ging ein geeintes Reich Ts-in mit dem ersten Kaiser hervor, der sich auf ein mächtiges Heer stützte. 206 v.Chr. wurde die Han-Dynastie begründet, unter der sich China bis nach Vietnam, Korea und Turkmenistan ausdehnte. Die dadurch ausgelöste Zurückdrängung der Hunnen nach Westen führte im 5. Jh. zu deren Einfall in Europa.
Später zerfiel das Reich erneut und wurde 960 wieder geeint. Seitdem ist es bis heute eine politische Einheit geblieben. Unter Dschingis Khan fielen die Mongolen in China ein, eroberten 1215 Peking und bis 1280 ganz China. Das Mongolenreich vereinte unter
Beseitigung des zerfallenden arabischen Kalifenreiches erstmals Vorder-, Mittel- und Ostasien. Mit dem Niedergang der Mongolen drang Russland nach Osten vor und wurde so direkter Nachbar und Konkurrent Chinas.
In Indien hat man Zeugnisse einer frühen Kultur aus dem 3. Jahrtsd. v.Chr. ausgegraben; bereits damals war die Bilderschrift bekannt. Um 1500 v.Chr. fielen arische Hirten- und Kriegervölker in Indien ein, die das Kastensystem einführten, weil sie sich nicht mit der Urbevölkerung mischen wollten. Unter Aschoka (273-232 v.Chr.) wurde Indien erstmals fast vollständig unter einer Herrschaft vereint, in der sich der Buddhismus verbreitete, bis er im 4. Jh. vom Hinduismus verdrängt wurde. Später zerfiel Indien wieder in viele Kleinstaaten.
Schon der antike Geograph Ptolemäius hatte Kenntnis von Gebieten wie Sri Lanka und Malaya, doch erst durch spätmittelalterliche Reisen wie die von Marco Polo gelangte genauere Kunde über Asien nach Europa. Während die Araber schon lange mit Ostasien Handel trieben, kamen die Europäer erst im Rahmen ihrer gestärkten Seemacht im 18. / 19. Jh. dorthin. Durch ihre überlegene Waffentechnik konnten die Engländer Indien und Myanmar (Birma), die Niederländer Indonesien und die Franzosen Teile Hinterindiens zu ihren Kolonien machen. China und Japan wurden mit Waffengewalt für den fremden Handel geöffnet. Japan gelang es in wenigen Jahrzehnten, sich auf westliche Technik umzustellen, und es wurde ein Konkurrent der etablierten asiatischen Großmächte. Im II. Weltkrieg gelang es dem Agressor Japan, Ostchina, Hinterindien und Indonesien unter seine Kontrolle zu bringen, es wurde aber schließlich von den U.S.A. zur Kapitulation gezwungen, nicht zuletzt durch den erstmaligen Gebrauch von Atombomben, die Hiroshima und Nagasaki vernichteten.
1945-49 setzte sich auf dem chinesischen Festland unter Mao Tse Tung der Sozialismus durch, während sich auf Taiwan ein eigener Staat - "National-China" - etablierte. In dieser Zeit entließen Großbritannien und die Niederlande ihre Kolonien in die Unabhängigkeit. In den französischen Kolonien kam es 1954 zum Indochinakrieg, daraufhin zur Spaltung Vietnams in einen sozialistischen Nordteil und einen von den U.S.A. unterstützen Südteil. Nachdem die U.S.A. schon im Koreakrieg (-> Korea) interveniert hatten, griffen sie auch hier massiv ein. Es sollte der erste Krieg werden, den die U.S.A. als verloren ansehen mussten.
|IAus Platzgründen behandelt dieser Abschnitt einige Gebiete Asiens nur stiefmütterlich oder gar nicht. Siehe dazu die entsprechenden Länderbeschreibungen.|N
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E
Australien und Ozeanien
Australien verdankt seinen Namen der südlichen Lage: "australis" ist das lateinische Wort für "südlich".
Als einziger Kontinent bildet Australien eine politische Einheit. Neben diesem Staat Australien bezeichnet man als Ozeanien die Inseln des Pazifiks, vor allem Neuguinea und Neuseeland, sowie die vielen kleinen Inseln vonn Melanesien, Mikronesien und Polynesien.
Mit einer Fläche von nur 7,7 Mio. km² ist |BAustralien|N der kleinste Kontinent, zugleich auch der abgelegenste: Nur zu Asien gibt es einen direkten Übergang, von Südamerika trennen ihn 13000 km, von Afrika 9000. Von Westen nach Osten misst Australien 3800 km, von Norden nach Süden 3300 km. Etwa drei Viertel der Fläche werden von einem Tafelland eingenommen, das größtenteils aus Wüsten und Steppen besteht, im Norden findet sich etwas tropischer Regenwald. Den Osten des Erdteils und die Insel Tasmanien nimmt das Australische Bergland ein, das im Mount Kosciusko (2228 m) gipfelt. Der Osten und Südosten ist die einzige Region, in der Landwirtschaft im größeren Stil betrieben werden kann. Von den Flüssen Australiens erreichen nur wenige das Meer, viele verdunsten im trockenen Landesinneren. Das Klima Australiens ist heiß und niederschlagsarm, die Tier- und Pflanzenwelt einzigartig: Australien ist das Ursprungsgebiet der Eukalypten, und nur hier sind Beuteltiere wie das Känguru heimisch.
Die wichtigsten Bodenschätze sind Kohle, Gold, Eisen, Blei, Zink und Nickel, die verarbeitende Industrie befindet sich noch im Aufbau.
Australien ist der am dünnsten besiedelte Kontinent. Weitere Informationen über die Bevölkerung, Wirtschaft und Geschichte Australiens findest Du in der Länderbeschreibung.
|BNeuguinea|N ist geologisch ein Teil Australiens, da es auf dem selben Kontinentalschelf liegt. Nach Grönland ist es die zweitgrößte Insel der Welt, mit einer höchst eigenwilligen Form. Mehrere Gebirgsketten laufen auf der Insel parallel und erheben sich bis auf 5000 m Höhe. Im Süden haben Flüsse ein breites Schwemmland aufgeschüttet, das vor allem im Westen versumpft ist.
|BNeuseeland|N besteht aus Faltengebirgen, die im 3764 m hohen Mount Cook gipfeln. Zahlreiche Fjorde und U-Täler zeugen von der früheren Vergletscherung. Die Gebirge Neuseelands finden ihre Fortsetzung im Inselbogen |BMelanesiens|N, das vor allem Neukaledonien (große Nickel-Vorkommen) und die Salomonen umfasst. Die Inseln Polynesiens und Mikronesiens sind etweder aus Vulkangestein oder Korallenkalk aufgebaut. Zu |BMikronesien|N zählen die Marianen, die Karolinen (über 900 Inseln) und die Marshallinseln, von denen Bikini durch die amerikanischen Atombombenversuche bekannt geworden ist. |BPolynesien|N umfasst die Inseln östlich davon, also z.B. Fidschi, Tonga und Samoa. Hawaii und Galapagos werden jedoch nicht mehr dazugerechnet.
Die weite Streuung der Inseln erschwert die gemeinsame Betrachtung, daher nur ein paar Worte zur |BGeschichte|N: Während Australien schon vor 40000 Jahren von den Aborigines besiedelt wurde, wird die Besiedlung Polynesien erst im ersten vorchristlichen Jahrtausend angesetzt. Erst um 950 n.Chr. wurde Neuseeland besiedelt, wo sich die Maori-Kultur entwickelte. Bei seiner Weltumsegelung befuhr Magalhaes als erster Europäer weite Teile des Pazifischen Ozeans, doch erst im 18. Jh. gelangte durch Cook genauere Kenntnis davon nach Europa. Die europäische Kolonialisierung begann 1778 mit der Errichtung einer britischen Sträflings-Kolonie in Sydney, Australien. Später wurde auch Neuseeland britisch, die anderen pazifischen Inseln teilten Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan und die USA unter sich auf. Lediglich Tonga konnte seine Unabhängigkeit bewahren. Im II. Weltkrieg fanden auf einigen der Inseln erbitterte Kämpfe zwischen Japanern und Amerikanern statt. Die französischen Besitzungen wurden 1946 als Überseegebiete Teil der französischen Republik, die meisten anderen Gebiete erhielten nach dem Krieg ihre Selbständigkeit.
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F
Nord- und Mittelamerika
Erstmals berichtete einer breiten Öffentlichkeit der Florentiner Amerigo Vespucci von dem neuentdeckten Kontinent. Zu Ehren des Reiseschriftstellers wurde die "Neue Welt" nach seinem Vornamen benannt.
Der Erdteil Amerika besteht aus zwei deutlich abgesetzten Teilen: Der nordamerikanische Kontinent, zu dem man auch Mittelamerika und die karibische Inselwelt rechnet, hat klare |BGrenzen|N. Die zu Südamerika bildet der nur 48 km breite Isthmus von Panama, von Asien wird Amerika durch die 75 km breite Bering-Straße getrennt.
Von Norden nach Süden misst Nordamerika etwa 8700 km, von Westen nach Osten fast 6000 km. Die |BFläche|N beträgt 24,2 Mio. km²; damit ist es nach Asien und Afrika der drittgrößte Kontinent. Nordamerika ist stark gegliedert: Fast ein Viertel der Fläche nehmen Halbinseln und Inseln ein, unter ihnen die größte der Welt, Grönland.
|BGroßlandschaften|N: Auf der Westseite wird Nordamerika von den bis zu 1700 km breiten Kordilleren durchzogen, die in den Rocky Mountains und in der Küstenkette vielfach Höhen von mehr als 4000 m erreichen und zahlreiche Hochlandbecken einschließen. Höchster Gipfel ist der in Alaska gelegene Mount McKinley (6193 m). Östlich der Rocky Mountains liegen das seenreiche Tiefland des Kanadischen Schildes und das flache Tafelland der Prärien, das sich zum drittlängsten Fluss der Welt hin absenkt, dem Mississippi-Missouri. Auf der Ostseite des Kontinents erstreckt sich das nur wenig über 2000 m hohe Rumpfgebirge der Appalachen, dem zur Atlantikküste ein breites Küstentiefland vorgelagert ist. In Mittelamerika setzt sich das große Felsengebirge fort, Tiefländer finden sich als schmale Streifen entlang der Küste des Pazifik und auf der Halbinsel Yucatan. Die karibische Inselwelt wird in drei Teile gegliedert: Große Antillen (Kuba, Jamaica, Hispaniola, Puerto Rico), kleine Antillen und Bahamas. Die Küsten des nordöstlichen Nordamerika sind meist niedere Felsküsten, die des Südostens vorwiegend flache Anschwemmungsküsten. Im Westen herrschen Gebirgsküsten vor, die im Norden reich in Inseln und Fjorde gegliedert sind.
Auffällig ist die Tatsache, dass alle Gebirge Nordamerikas in Nord-Süd-Richtung verlaufen, kein einziges von Ost nach West. Das hat beträchtlichen Einfluss auf das |BKlima|N: Im Sommer erreichen Hitzewellen auch den Norden Kanadas, im Winter reichen Polarlufteinbrüche bis nach Mexiko. Daher beträgt die Januar-Durchschnittstemperatur in Chicago nur -8°C, obwohl es südlicher gelegen ist als Rom. Allgemein gesprochen ist das Klima überwiegend gemäßigt. Grönland, die kanadische Inselwelt und Alaska haben polares Klima; dieses geht an der Westküste über feuchtkühles Meeresklima in das sommertrockene, warme Klima Kaliforniens über, dem sich im Innern und im Süden ein trockenes, sommerheißes Binnenklima anschließt. Die Ostseite Nordamerikas ist ziemlich feucht. In Mittelamerika ist das Klima tropisch; man teilt es in drei Höhenstufen: das heiße Land (tierra caliente, bis 600 m), das mäßig warme Land (tierra templada, 600 m - 1800 m) und das kalte Land (tierra fria, über 1800 m).
Die Nicaraguasenke bildet eine scharfe Scheidelinie zwischen den tropischen Regenwäldern Südamerikas und der subtropischen |BPflanzenwelt|N Mittelamerikas, zu der Eichen, Kiefern und Kakteen gehören. Zu den |BTieren|N Mittelamerikas zählen Faultier, Tapir, Gürteltier und Ameisenbär. In den U.S.A. finden sich weite Grassteppen (Prärien), die heute zumeist als landwirtschaftliche Anbaufläche dienen. Früher waren dort zahlreiche Bisons, Antilopen, Pumas und Schlangen heimisch. Die Gebirge sind bewaldet, in den höheren Lagen der Rocky Mountains findet sich Buschvegetation. Kanada und Alaska sind weitgehend von Nadelwald bedeckt, im äußersten Norden findet sich eine Tundra. Grönland liegt unter einer dicken Eisschicht begraben.
Nord- und Mittelamerika haben etwa 420 Millionen |BEinwohner|N, mehr als die Hälfte davon leben in den U.S.A. In Angloamerika leben fast ausschließlich Nachfahren der europäischen Einwanderer, nur im kaum besiedelten Norden Kanadas und in Alaska sind weite Gebiete hauptsächlich von Indianern besiedelt. In Mittelamerika leben vor allem Mestizen, also Mischlinge aus Europäern und Indianern. Schwarze findet man vor allem in der Karibik und in den U.S.A., wo sie etwa 12% der |BBevölkerung|N ausmachen. In Angloamerika leben überwiegend Protestanten, Mittelamerika ist weitgehend katholisch. Die größten Städte des Kontinents sind Mexico-City (Agglomeration: 19,5 Mio. Ew.) und New York (Agglomeration: 18 Mio. Ew.).
Die |BWirtschaft|N des Kontinents ist fast vollkommen in Kanada und der größten Volkswirtschaft der Erde, den Vereinigten Staaten, konzentriert. Weite Teile des Kontinents sind agrarisch genutzt (Mais, Weizen, Hirse, Soja, Baumwolle und Tabak), an Bodenschätzen findet man Uran (weltgrößter Produzent: Kanada), Steinkohle (20% der Weltproduktion in den Appalachen, USA), Erdöl, Erdgas, Silber (16% der Weltproduktion in Mexiko), Kupfer, Eisen und Nickel. Die wichtigsten Exportgüter Angloamerikas sind Maschinen, Fahrzeuge und chemische Erzeugnisse.
|BGeschichte|N: Die Besiedlung Amerikas durch die Indianer begann etwa 40000 v.Chr., als sie über die damals noch bestehende Landbrücke von Sibirien nach Alaska einwanderten. Während die Völker des Nordens in der Steinzeit verharrten, entwickelten sich in Mittelamerika einige hochentwickelte Kulturen, denen erstaunlicherweise Pflug und Rad unbekannt waren.
Die wohl geheimnisvollste dieser Kulturen waren die Maya, die einen komplizierten und für alle Bereiche des Lebens sehr bedeutenden Kalender entwickelten, sowie eine Bilderschrift und ein Zahlensystem mit der Basis 20, das auch die Null kannte. Der Siedlungsraum der Maya waren seit etwa 600 v.Chr. vor allem die Regenwälder der Halbinsel Yucatán. Dort errichteten sie gewaltige Tempelanlagen (z.B. Tikal, Palenque), die jedoch um 900 n.Chr. aus unbekannten Gründen aufgegeben wurden. Die Maya-Kultur erlebte daraufhin einen Niedergang. Der sprachliche und kulturelle Zusammenhang der Maya ist dennoch bis heute erhalten geblieben.
Der mächtigste Stamm Mittelamerikas waren die Azteken, die gegen 1100 n.Chr. nach Mexiko einwanderten, wo sie von älteren und höher entwickelten Stadtstaaten umgeben waren (z.B. Tolteken), deren Kultur sie schnell annahmen. Die Herrschaft teilten sich ein Friedenshäuptling, der zugleich Oberpriester war, und ein Kriegshäuptling. Durch geschickte Diplomatie und siegreiche Kriege dehnten sie ihren Machtbereich rasch aus. 1370 gründeten sie ihre Hauptstadt Tenochtitlán (das heutige Mexico-City), im 15. Jh. wurden prächtige Tempelpyramiden, Paläste und Aquädukte errichtet. Ein "Reich" konnten die Azteken zwar nicht schaffen, aber von der Begründung ihrer militärischen Vormachtstellung unter Moctezuma I. (1440-69) waren ihnen bis zur Ankunft der Europäer fast alle Stämme in einem Gebiet von der Fläche Deutschlands untertan.
Bereits im Jahre 1000 n.Chr. bereisten die Normannen Grönland und Neufundland, doch als "Entdecker" Amerikas gilt Kolumbus, der 1492 auf den Bahamas landete. Kolumbus war in spanischem Auftrag unterwegs, und so kam es, dass zunächst die Spanier mit der Eroberung (Conquista) Amerikas begannen. Bereits 1510 fassten sie auf der Landenge von Panama Fuß, 1513 sah Balboa als erster Europäer den Pazifischen Ozean. Von 1519-21 unterwarf Cortez von Kuba aus das Aztekenreich, was ihm nur dadurch gelang, dass die Azteken die Spanier in ihre praktisch uneinnehmbare Hauptstadt ließen, wo er Moctezuma II. gefangennahm. Ganz Mittelamerika wurde nun zum Vizekönigreich Neu-Spanien, das bis nach Florida und Kalifornien reichte. Die indianische Bevölkerung der Karibikinseln wurde binnen weniger Jahre ausgerottet. Viele dieser Inseln wechselten in der Folgezeit mehrmals ihren Besitzer zwischen Spanien, Frankreich, England, den Niederlanden und Dänemark.
1606 errichtete England seine erste dauerhafte Kolonie in Virginia, die Holländer gründeten 1614 Neu-Amsterdam (New York), die Schweden Delaware. Diese beiden Kolonien wurden jedoch von England geschluckt; lediglich die Franzosen am kanadischen St. Lorenz-Strom konnten sich vorerst behaupten. Doch nach dem Siebenjährigen Krieg (1755-62), der in Amerika und Europa geführt wurde, mussten die Franzosen Kanada an die Briten abtreten, die ihren Kolonien hohe Steuern, aber keine Mitsprache gewährten. Diese Politik führte 1776 zur Unabhängigkeitserklärung von 13 Kolonien und zum Krieg mit dem alten Mutterland. 1783 anerkannte England die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika, die daraufhin rasch nach Westen expandierten. |IDie weitere Entwicklung der US-amerikanischen Geschichte findest Du in der Länderbeschreibung.|N
Mexiko wurde ab 1810 von Indianeraufständen erschüttert, 1822 ließ sich ein spanischer General zum Kaiser krönen, 1824 wurde die Republik ausgerufen. 1821 erklärte Guatemala, das damals bis Panama reichte, seine Unabhängigkeit. So blieben nur noch Kuba und Puerto Rico spanisch, und auch die nur bis 1898, als die U.S.A. die Freigabe erzwangen. Auch auf Hispaniola und in Nicaragua intervenierten die U.S.A. militärisch, was ihnen in der lateinamerikanischen Welt keinen guten Ruf eintrug. Nach dem I. Weltkrieg stiegen die U.S.A. zur führenden politischen und wirtschaftlichen Macht auf, 1931 erhielt Kanada die Unabhängigkeit.
Im II. Weltkrieg standen fast alle amerikanischen Staaten auf der Seite der U.S.A., die nach Kriegsende durch ihren Gegensatz zur Sowjetunion die weitere Entwicklung bestimmten. Dieser "Kalte Krieg" erreichte seinen Höhepunkt, als die Sowjetunion auf dem sozialistischen Kuba Atomraketen stationierte. Die Angst vor einer atomaren Auseinandersetzung führte glücklicherweise zum Abzug der Raketen. Auch in jüngster Zeit haben die Vereinigten Staaten häufig militärisch in Mittelamerika interveniert, so z.B. in Grenada und Panama (1989).
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G
Südamerika
Erstmals berichtete einer breiten Öffentlichkeit der Florentiner Amerigo Vespucci von dem neuentdeckten Kontinent. Zu Ehren des Reiseschriftstellers wurde die "Neue Welt" nach seinem Vornamen benannt.
Die |BGrenzen|N Südamerikas sind klar: Nur zu Nordamerika gibt es eine Landbrücke, den 45 km schmalen Isthmus von Panama. Abgesehen von der Antarktis gibt es keinen Kontinent, der dem Südpol näher liegt. Mit einer |BFläche|N von 17,8 Mio. km² ist Südamerika der viertgrößte Kontinent, seine |BAusdehnung|N von Norden nach Süden (Kap Hoorn) beträgt etwa 7500 km, die größte Ost-West-Ausdehnung misst circa 5100 km.
|BGroßlandschaften|N: Auf der Westseite wird Südamerika von dem Hochgebirge der Anden (Kordilleren) durchzogen mit dem 7010 m hohen Aconcagua als höchstem Gipfel. Auf der Ostseite finden sich Mittelgebirge und Tafelländer: das Bergland von Guayana, das brasilianische Bergland und das patagonische Tafelland. Dazwischen erstrecken sich die ausgedehnten Tiefländer des Amazonas (wasserreichster Fluss der Welt), des Paraguay-Paraná und des Orinoco, die alle in den Atlantik münden.
Das |BKlima|N Südamerikas ist vorwiegend tropisch heiß, besonders im Amazonasgebiet. Auf den Andenhochflächen und in Patagonien ist es gemäßigt bis kühl. Das Amazonasgebiet und die Gebirgsränder sind z.T. sehr niederschlagsreich, die Westküste von Peru bis Mittelchile dagegen sehr trocken. Dort findet sich auch die regenärmste Region der Welt, die Atacama-Wüste.
Das Amazonasgebiet wird vom größten Regenwald der Erde bedeckt, der stark durch Abholzung und Brandrodung gefährdet ist. Die |BPflanzenwelt|N des Brasilianischen Berglandes und der Llanos des Nordens sind Feuchtsavannen, im Süden finden sich Grassteppen (Pampa), Trockenwälder und entlang der Atlantikküste ein breiter Streifen agrarisch genutzen Landes. Die |BTierwelt|N ist reich an eigenen Arten: Breitnasenaffen, Tapire, Lamas, zahlreiche Riesenschlagen.
Die |BBevölkerung|N besteht überwiegend aus Indianern mit zahlreichen stark unterschiedlichen Sprachen. Politik und Wirtschaft werden jedoch zumeist beherrscht von den Nachfahren europäischer Einwanderer (Kreolen) und Mestizen (Mischlingen aus Indianern und Kreolen). Vor allem in den tropischen Teilen Südamerikas leben auch Schwarze. In Brasilien wird Portugiesisch gesprochen, auf dem restlichen Kontinent Spanisch. Die römisch-katholische Kirche ist die einzige bedeutende Religionsgemeinschaft. Die |BEinwohnerzahl|N Südamerikas liegt etwas unter 300 Millionen, mehr als die Hälfte davon lebt in Brasilien. Die Bevölkerungsdichte ist vergleichsweise gering, nur im kolumbianischen Hochland und um einige Küstenstädte wie São Paulo (ca. 10 Mio. Ew.) finden sich größere Menschenansammlungen.
Die |BWirtschaft|N Südamerikas ist landwirtschaftlich dominiert, mit starkem Ansatz zur Industrialisierung. Die meisten Staaten des Kontinents gelten als Schwellenländer. Brasilien ist der weltgrößte Produzent von Kaffee und Sisal, weitere Erzeugnisse Südamerikas sind Kakao, Zuckerrohr, Soja und Zitrusfrüchte. Die Viehzucht gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das wichtigste Exportgut vieler Andenländer ist allerdings Rauschgift. Die wichtigsten Bodenschätze sind Silber, Kupfer und Zinn, Brasilien ist einer der größten Stahlproduzenten der Welt. Weitere Industrieprodukte sind Maschinen, Metallerzeugnisse und Textilien.
|BGeschichte:|N Die Besiedlung Südamerikas begann spätestens um 12000 v.Chr. Der Ackerbau setzt in Peru etwa 4000 v.Chr. ein, Keramik wurde in Kolumbien ab 3000 v.Chr. verwendet, und Steinbauwerke gibt es seit dem ersten Jahrtausend v. Chr.; in dieser Zeit wurden auch die ersten Tempelpyramiden aus Lehmziegeln (Adobe) errichtet, die in späteren Perioden Ausdehnungen von 800m Länge, 400m Breite und 35m Höhe erreichten (Huaca Juliana bei Lima). Es erstaunt, dass bis zur "Entdeckung" durch Kolumbus weder Rad noch Pflug bekannt waren, auch nicht bei den hochentwickelten Inka.
Die Inka waren ursprünglich ein Sippenverband der Ketschua-Indianer im Hochland von Südperu, dann die herrschende Schicht des dort im 12. Jh. gegründeten Inka-Reiches. Unter den als Sonnengott verehrten Herrschern erstreckte es sich zu Beginn des 16. Jhs. über große Teile von Ecuador, Peru, Bolivien und Nord-Chile. Das auf Maisbau mit künstlicher Bewässerung beruhende Inkareich ist die größte politische Schöpfung der amerikanischen Indianer; es dehnte sich zur Zeit seiner Blüte vom Äquator bis 38° südlicher Breite aus. Die Macht wurde durch große Heerstraßen gesichert, die z.T. heute noch erhalten sind, außerdem bemühte man sich um die Assimilierung unterworfener Stämme. Eine Schrift war nicht bekannt, wohl aber Knotenschnüre zur Nachrichtenübermittlung.
Bereits wenige Jahrzehnte nach Kolumbus' Landung auf den Bahamas begannen die Spanier mit der Conquista, also Eroberung Südamerikas. Mit einer vergleichsweise kleinen Streitmacht eroberte Pizarro von 1531-33 das heutige Peru und gründete 1535 die Stadt Lima. Bis 1539 wurden die Kleinstaaten der Chibcha im Hochland von Bogotá erobert, in den folgenden Jahren der südliche Teil des Kontinents. Die Spanier gründeten 1543 das Vizekönigreich Peru, das alle ihre südamerikanischen Besitzungen umfasste. Getrieben wurde dieser Eroberungsdrang der Spanier, der im Norden bis nach Kalifornien, Texas und Florida reichte, vor allem von der Hoffnung auf die Entdeckung des sagenhaften Goldlandes El Dorado.
Neben Spanien trat Portugal als Kolonialmacht auf, nachdem sich beide Staaten gemäß der päpstlichen Demarkationslinie über die Teilung der Neuen Welt geeinigt hatten. 1500 wurde Brasilien von Cabral in Besitz genommen; eine großangelegte Plantagenwirtschaft entstand. Auch die Engländer, Niederländer und Franzosen drängten nach Südamerika: Sie errichteten kleine Kolonien im Nordosten, in Guayana.
Die führende Schicht der kolonialen Gesellschaft war die grundbesitzende Aristokratie; die große Masse der Bevölkerung bildeten die Indios, die nach Aufhebung der Indianersklaverei rechtlich frei waren, aber Sondergesetzen unterstanden. Bereits im 16. Jh begann die Einfuhr von Sklaven aus Afrika, die besonders auf den brasilianischen Plantagen eingesetzt wurden.
Im 18. Jh. wurden Neugranada (Kolumbien, Ecuador, Venezuela), Rio de la Plata (Bolivien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) und Chile vom Vizekönigreich Peru abgetrennt. Die Absetzung des spanischen Herrscherhauses durch Napoleon ließ diese Provinzen ohne Regierung und gab den Anlass, eigene Obrigkeiten einzurichten: Ein jahrelanger Unabhängigkeitskampf begann, der mit der Umwandlung der ehemals spanischen Besitzungen in zahlreiche selbständige Republiken endete. Brasilien erklärte sich 1822 zum unabhängigen Kaiserreich. Ab 1830 sind die Staaten Südamerikas in etwa in ihren heutigen Grenzen zu erkennen.
Obwohl sich in Südamerika in der Folgezeit zahlreiche Revolutionen und Bürgerkriege ereigneten, erlebte der Kontinent ab dem Ende des 19. Jhs einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung, der zu einer starken Einwanderung aus Europa, vor allem aus Spanien und Italien, führte. Diese Entwicklung wurde von der Weltwirtschaftskrise (seit 1929) beendet: Der Sturz der Rohstoffpreise traf Südamerika hart, Massenarbeitslosigkeit und Abwanderung in die Städte waren die Folge. Zahlreiche Diktaturen etablierten sich. Im II. Weltkrieg traten fast alle lateinamerikanischen Staaten an der Seite der U.S.A. in den Krieg ein. 1948 wurde in Bogotá die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) gegründet. In den vergangenen Jahrzehnten erlangte in zahlreichen Ländern Südamerikas das Militär die Macht, aber in den letzten Jahren sind fast alle Länder Lateinamerikas demokratisch geworden.
Die letzte europäische Besitzung auf südamerikanischem Boden ist Französisch-Guayana, von wo aus die Europäische Raumfahrtassoziation (ESA) ihre Ariane-Raketen abschießt.
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H
Antarktis
Gegenüber der Arktis, also im südlichen Polargebiet, liegt die Antarktis. Dieser Lage hat sie auch ihren Namen zu verdanken: Die griechische Vorsilbe "anti" bedeutet "gegenüber". Ihre |BGrenzen|N sind klar, da sie durch das Meer von allen anderen Erdteilen getrennt ist.
Die |BFläche|N der Antarktis beträgt 14,1 Mio. km² (einschließlich des Schelfeises, ohne dieses 12,5 Mio. km²), sie liegt fast vollständig innerhalb des südlichen Polarkreises.
Von der |BLandfläche|N liegen nur einige Küstenregionen und ein paar Felsgipfel offen. Der restliche Kontinent ist unter einer zusammenhängenden Eisdecke begraben, die bis zu vier Kilometer dick ist. In diesem Eis sind die größten Süßwasserreserven der Erde gespeichert.
Das |BKlima|N der Antarktis ist ausgesprochen unwirtlich: Im niederschlagsarmen Landesinneren betragen die durchschnittlichen Sommertemperaturen -28°C, die Winterwerte gar um -50°C, allerdings ist es hier im Gegensatz zu den stürmischen Küsten fast windstill.
Nur wenige |BTiere und Pflanzen|N sind auf diesem Erdteil heimisch, am bekanntesten sind die Pinguine der Küstenregion.
Die einzigen "|BBewohner|N" sind einige tausend Forscher verschieder Nationen, deren 36 Stationen über die ganze Antarktis verstreut sind. Die größte ist das US-amerikanische McMurdo mit bis zu 1800 Beschäftigten.
Obwohl sie fast unbewohnt ist, hat die Antarktis eine |BGeschichte|N: James Cook überquerte 1773 erstmals den südlichen Polarkreis, Palmer landete 1820 auf der Graham-Halbinsel. Einige Jahrzehnte später begann der Wettlauf um den Südpol, den im Dezember 1911 der Norweger Amundsen gewann, drei Wochen bevor der Brite Scott eintraf. In der Folgezeit erhoben verschiedene Staaten Ansprüche auf Sektoren der Antarktis, die sich zum Teil überschnitten. 1959 wurde in Washington der Antarktisvertrag unterzeichnet, der den Umweltschutz, insbesondere den Erhalt der Flora und Fauna zum Inhalt hat. Die Gebietsansprüche werden durch den Vertrag "eingefroren" (irgendwie passend), im April 1991 einigten sich die Unterzeichner, die reichhaltigen Bodenschätze bis zum Jahr 2041 nicht anzutasten, eine Verlängerung erscheint wahrscheinlich. Der Walfang in antarktischen Gewässern wurde 1994 verboten.
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I
Mittelamerika gehört geographisch zu Nordamerika. Bitte rufe die Beschreibung zu diesem Kontinent auf!
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J
Der Nahe Osten gehört geographisch zu Asien. Bitte rufe die Beschreibung zu diesem Kontinent auf!